• Wahl von Donald Trump verstärkt aktuelles Börsen-Momentum
  • 2. Leitzins-Senkung der US-Notenbank
  • Berichts-Saison liefert starke Unternehmenszahlen in den USA

Das zentrale politische wie wirtschaftliche Thema im abgelaufenen Monat war die Wahl des neuen amerikanischen Präsidenten. Der Sieg von Donald Trump versetzte den US-Börsen einen zusätzlichen Schub, der in erster Linie als Erleichterung der Märkte zu interpretieren ist, da Trump wie kaum ein anderer Präsident für die Stärkung der eigenen Wirtschaftsinteressen, für Steuersenkungen und Bürokratie-Abbau steht.

Auch wenn seine Pläne speziell in Bezug auf künftige Zölle als protektionistisch zu werten sind, war das Wahlergebnis für global agierende Aktieninvestoren genügend Anlass, die Positionen am US-Aktienmarkt aufzustocken. Die wahrscheinliche Folge seines künftigen Handelns ist neben der Verteuerung importierter Güter und der damit verbundenen Reduktion des Außenhandelsdefizits vor allem die erwünschte Produktionsstätten-Verlagerung ausländischer Unternehmen in die Vereinigten Staaten, was mittelfristig zur Schaffung vieler neuer Arbeitsplätzen beitragen wird.

Inwieweit damit aber ein internationaler Handelskonflikt mit diversen Gegenmaßnahmen losgetreten wird, lässt sich zurzeit noch nicht abschätzen. Grundsätzlich sind Zölle nichts anderes als eine indirekte Steuererhöhung für Konsumenten, was in Folge einen Anstieg der heimischen Inflation bedeuten würde. Was auf alle Fälle infolge der zu erwartenden Maßnahmen von Trump passieren wird, ist eine noch stärkere Konzentration der Weltkapitalisierung auf US-Werte.

Die Ausweitung der amerikanischen Börsengewichtung, die besonders nach dem Ende der Finanzkrise ab 2009 durch das enorme Wachstum der Technologie-Titel ausgelöst wurde, dürfte sich damit weiter beschleunigen. Lag der Anteil der USA am MSCI Weltaktien-Index vor zehn Jahren noch unter 55 Prozent, so hat sich dieser mittlerweile auf über 72 Prozent gesteigert. Diese signifikante Zunahme ist aber nicht nur Ausdruck der Innovationskraft und Profitabilität amerikanischer Unternehmen, sondern beruht auch auf dem seit Jahren deutlich stärkeren BIP-Wachstum, was sich auch gegenwärtig wieder zeigt.

Wird in der Euro-Zone aufgrund der rezessiven Tendenzen in Deutschland für das heurige Gesamtjahr gerade mal eine leichte Erhöhung von 0,8 Prozent angenommen, so signalisieren entsprechende Prognosen für die USA eine Expansion des BIP im Bereich von 2,8 Prozent. Auch für das kommende Jahr dürfte sich diese Wachstumsdifferenz in ähnlicher Relation abspielen, wobei die Konsensus-Schätzung für die Vereinigten Staaten derzeit bei etwa 2,2 Prozent liegt, während das Wachstumspotenzial in der EU sehr klar unterhalb der Ein-Prozent-Marke gesehen wird. 

Viele Analysten und Ökonomen gehen bei ihren momentanen Einschätzungen für 2025 davon aus, dass einige Branchen besonderen Rückenwind durch Trumps Ambitionen erhalten sollten, was am Markt salopp als „Trump-Trade“ bezeichnet wird. Dazu zählen Finanz- und Industriewerte, ebenso die Energie-Branche, die unter seiner Regierung eine relevante Stärkung erfahren dürfte.

Wie auch immer die einzelnen wirtschaftspolitischen Maßnahmen im Detail aussehen werden, die Bedeutung der amerikanischen Wirtschaft für den Welthandel wird mit großer Sicherheit zunehmen, was sich zwangsläufig auch an den Börsen niederschlagen wird.  

Zweite Senkung der Leitzinsen in den USA

Die Finanzmärkte erhielten mit der am 7. November erfolgten Leitzinssenkung durch die Federal Reserve eine weitere Stütze, dem bisher zweiten Schritt in der seit September laufenden Lockerungsphase. Auch für die nächste Sitzung am 18. Dezember wird von den Marktteilnehmern mehrheitlich eine Rücknahme der Zinsen um 25 Basispunkte (bp) angenommen, um den Konsum, das Kreditwachstum und das Verbrauchervertrauen zu forcieren.

Eine Senkung der Leitzinsen darüber hinaus ist allerdings im kommenden Jahr nur dann zu erwarten, wenn sich kein Wiedererstarken der Inflation einstellt. Der Prozess rückläufiger Inflationsraten, der nach dem Höhepunkt der Teuerung mit 9,1 Prozent ab Juli 2022 eingesetzt hat, befindet sich mittlerweile seit 18 Monaten in einer Stagnations-Bandbreite zwischen 2,4 und drei Prozent, was zwar über dem angestrebten Inflationsziel von zwei Prozent liegt, aber dennoch weit davon entfernt ist, als problematisch eingestuft zu werden.  

Für den Oktober beläuft sich der allgemeine Preisanstieg in den USA auf 2,6 Prozent, was im Wesentlichen auf die anhaltend robuste Konjunktur und den boomenden Arbeitsmarkt mit rekordtiefen 4,1 Prozent Arbeitslosigkeit zurückzuführen ist. Die gute wirtschaftliche Verfassung der USA manifestiert sich natürlich auch in den Unternehmenszahlen, die zuletzt in der Berichts-Saison für das dritte Quartal 2024 veröffentlicht wurden.

US-Titel im Fokus der Investoren

Gemäß dem Slogan „America First“ hat sich die Stimmung vieler internationaler Anleger bereits seit Mitte des Jahres immer stärker in Richtung USA verlagert, was nicht nur dem Sieg von Trump geschuldet ist, sondern auch den außergewöhnlich guten Fundamentalzahlen der dort gelisteten Gesellschaften.
 
Auch wenn Engagements in solide europäische Top-Unternehmen weiterhin außer Frage stehen, so wird sich dennoch die Vorfahrt für US-Werte im kommenden Jahr beschleunigen. Die Gründe dafür beruhen auf den Prognosen, die für 2025 ein Gewinnwachstum von beeindruckenden 15 Prozent in Aussicht stellen, was sich durchaus noch im Zuge von möglichen Steuersenkungen steigern dürfte.

In der zu Ende gegangenen Berichts-Saison für das dritte Quartal haben 80 Prozent der S&P 500-Unternehmen die Gewinnschätzungen der Analysten übertroffen und dabei eine um durchschnittlich acht Prozent höhere Profitabilität ausgewiesen, allen voran der Tech-Sektor mit einem Gewinn-Plus von fast 20 Prozent. Das starke wirtschaftliche Fundament zeigt sich aber auch an der Erholung der US Mid- und Small Caps, die besonders im zweiten Halbjahr eine deutliche Out-Performance zu den großkapitalisierten Werten erzielen konnten.

Verantwortlich dafür ist deren hervorstechendes Q3-Wachstum mit einem Anstieg der Gewinne von mehr als 30 Prozent. Dank der gesunkenen Zinsen haben sich die Kreditkosten der oft fremdfinanzierten Nebenwerte reduziert, weshalb Analysten für 2025 sogar einen Gewinnsprung von bis zu 50 Prozent erwarten.

Aktienmärkte im November 2024
Im vergangenen Monat hat sich die Dominanz der US-Titel in Verbindung mit dem „Trump-Effekt“ auf außergewöhnliche Art und Weise offenbart. Wie selten zuvor konnte hinsichtlich der Monatsergebnisse eine solch ausgeprägte Differenz zwischen europäischen und amerikanischen Aktien beobachtet werden. Mit der zusätzlichen Aufwertung des US-Dollars zum Euro erhöhte sich sogar noch der Performance-Vorsprung auf über acht Prozent.  

Tatsache ist allerdings, dass dies primär den Ängsten vor unkalkulierbaren  „Zoll-Phantasien“ der künftigen US-Administration zuzuschreiben ist und weniger mit der Qualität global agierender europäischer Konzerne zu tun hat.

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