Positiver Konjunkturausblick und sinkende Leitzinsen als Treiber der Märkte

Die seit Anfang des vergangenen Jahres laufende Erholung der globalen Aktienmärkte konnte sich im Jänner in markanter Form fortsetzen. Im Monatsverlauf haben sowohl der Dow Jones Industrial Average als auch der breiter gefasste S&P 500-Index neue Höchst-Stände verzeichnet. 

Maßgeblich für dieses anhaltende Momentum ist vor allem die seit Oktober herrschende Stimmung der Investoren, die angesichts aufkeimender Hoffnungen auf baldige Leitzins-Senkungen für massive Kapitalzuflüsse gesorgt hat. Hintergrund der Aktien-Rallye ist somit die allseits verbreitete Annahme, dass mit der signifikant rückläufigen Inflation in den Vereinigten Staaten nicht nur die Phase steigender Leitzinsen ihr Ende gefunden hat, sondern auch eine substanzielle Reduktion der Zinsen im heurigen Jahr bevorsteht, um der abflachenden Wirtschafts-Dynamik entgegenzuwirken.

Fakt ist, dass die Aktienmärkte seit 2022 – wie selten zuvor – im Banne geldpolitischer Entscheidungen stehen und Anlagedispositionen weniger von mikroökonomischen Faktoren als von Maßnahmen der Notenbanken abhängen. Damit sind sowohl die Federal Reserve als auch die EZB als „Währungshüter“ seit mehr als zwei Jahren zu den zentralen Einflussfaktoren der Märkte geworden. Auch wenn sich gegenwärtig die Anleger weder über die Anzahl noch das Ausmaß der bevorstehenden Zinssenkungen im Klaren sind, kann davon ausgegangen werden, dass zumindest die Richtung der Geldpolitik nach „unten“ beschlossen ist. Dies wurde von Fed-Chef Jerome Powell bei einer Sitzung im Dezember bereits signalisiert.

Beachtlich sind allerdings in diesem Kontext die Abweichungen der jeweiligen Analysen. So gehen viele namhafte Ökonomen bereits von ersten Schritten im März aus, während andere diese für Mitte oder gar erst zu Jahresende erwarten. Ebenso weichen die Schätzungen bezüglich der Anzahl an Schritten weit voneinander ab. Das entsprechende Prognosespektrum bewegt sich dabei im Bereich von drei bis hin zu sechs Senkungen, was zurzeit auch am Terminmarkt angenommen wird. Generell gilt, dass volkswirtschaftliche Prognosen aufgrund der Komplexität und Anzahl an Variablen äußerst schwierig und daher auch selten korrekt sind. Das hat sich beispielsweise zuletzt an den massiven Fehleinschätzungen für das US-BIP 2023 gezeigt, als viele Investoren zu Beginn des vergangenen Jahres von einer Rezession in den USA ausgegangen sind, was sich aber als kompletter Irrtum herausgestellt hat. Erwirtschaftet wurde schließlich ein beachtliches Wachstum von mehr als drei Prozent.

Makroökonomische Vorhersagen sollten folglich immer mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden, zumal exogene Faktoren wie Krisen, Kriege oder Ähnliches ohnedies nicht vorherzusagen sind. Jede Prognose kann daher nur aufgrund aktueller Umstände getroffen werden und unterliegt einer ständigen Revision. Zu den derzeitigen Makro-Daten: Die für die Fed relevante Kerninflation fiel in den USA per Ende Dezember auf 3,9 Prozent und damit auf den tiefsten Wert seit 2021, was den nötigen Spielraum für die bevorstehende Zinssenkungen bereitet. Mit einer Arbeitslosenrate von unter vier Prozent läuft auch weiterhin der Arbeitsmarkt auf Vollbeschäftigungs-Niveau, was für ein steigendes Realeinkommen sorgt und damit die Basis für einen anhaltend hohen Konsum und wachsende Unternehmensgewinne legt; denn mit fast 70 Prozent stellt der private Konsum den wichtigsten Faktor der US-Wirtschaft dar.

Aktienmärkte im Spannungsfeld zwischen Value und Growth

Mit dem Rückenwind sinkender Zinsen bleiben Aktien daher auch für 2024 als Asset-Klasse erste Wahl. In diesem Zusammenhang ist jedoch darauf hinzuweisen, dass mittlerweile ausgeprägte Bewertungs-Differenzen hinsichtlich einzelner Segmente des Marktes bestehen. Das, was viele Analysten damit ansprechen, ist die hohe Konzentration der Marktkapitalisierung auf gerade mal sieben Unternehmen, die gerne als „Magnificent 7“ bezeichnet werden und die schon an die 30 Prozent des gesamten US-Marktes ausmachen. Der ungebremste Zufluss vor allem über Index-ETFs hat dafür gesorgt, dass sich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren der Tech-Bereich und damit der Growth-Sektor immer mehr von anderen Branchen bzw. vom Value-Segment der US-Börsen abgekoppelt hat.

Selbst wenn dies durch das bisher exorbitante Umsatz- und Gewinnwachstum der angesprochenen Unternehmen gerechtfertigt erscheint, sollte man sich dessen bewusst sein, dass „Bäume nicht in den Himmel wachsen“ und Bewertungen am Ende immer noch die entscheidende Rolle spielen. Dies heißt jedoch nicht, Technologie-Titel aus den Portfolios zu streichen, sondern lediglich eine antizyklische Anpassung im Sinne einer breiteren Diversifikation vorzunehmen, indem verstärkt auch in günstigere Werte investiert wird. Verständlicherweise ist es gerade das visionäre KI-Thema, das den Technologie-Sektor trotz hoher Bewertungen weiter nach „oben“ treibt und dadurch für eine zunehmende Gewichtung am Gesamtmarkt sorgt. Dies ist auch der Grund, warum sich damit auch für den gesamten US-Markt überdurchschnittliche Bewertungen ergeben.  

Mit einem KGV auf Basis der künftigen Gewinne notiert der S&P 500 zurzeit bei 19, weshalb auf eine etwas ausgewogenere Mischung bei den US-Titeln Wert gelegt werden sollte, was im Rahmen der Portfolios der Partner Bank auch gemacht wird. Das bedeutet, dass abweichend vom Index eine vergleichsweise höhere Gewichtung von günstigeren Aktien, vorwiegend aus dem Value-Bereich, sinnvoll erscheint. Betrachtet man nämlich den S&P 500 unter dem Aspekt der Gleichgewichtung aller Titel, liegt die Bewertung mit 16 deutlich niedriger und damit im historischen Durchschnitt.

Value als defensives Anlagesegment ist sogar noch günstiger bewertet und könnte daher im Rahmen einer Style-Shift vermehrt in den Fokus der Investoren rücken, denn sehr schnell können bestimmte Ereignisse zu massiven Umschichtungen der Anleger führen und aus bisherigen „Sieger-Titeln“ für geraume Zeit „Nachzügler“ machen. Gleiches ist auch bezüglich Small- und Mid Caps zu sagen, die naturgemäß im Zuge von Leitzins-Senkungen für Investoren wieder attraktiver werden und in diesem Umfeld eine entsprechende Out-Performance zu Large Caps erzielen sollten.

Interessant ist für heuer noch zu erwähnen, dass bei Betrachtung der Börsen-Historie das vierte Regierungsjahr eines US-Präsidenten grundsätzlich ein gutes Vorzeichen für die Märkte darstellt, auch wenn vergleichsweise geringere Erträge gegenüber dem dritten Amtsjahr (2023) zu erwarten sind. Wie bereits im letzten Marktbericht erwähnt, sind gerade unter dem Aspekt der Unterbewertung vor allem europäische Aktien stärker in Betracht zu ziehen, die bisher von internationalen Investoren vernachlässigt wurden. Basierend auf den erwarteten Gewinnen handeln die europäischen Börsen im Moment mit einem KGV von 12, was angesichts der heurigen BIP-Erwartungen für die Euro-Zone gemäß Europäischer Kommission von 1,3 Prozent sehr günstig erscheint. Dazu verfügen die eher value-lastigen europäischen Aktienwerte über vergleichsweise hohe Dividendenrenditen.

Aktienmärkte im Jänner 2024

Nach dem insgesamt erfreulichen Aktienjahr 2023 fand die bestehende Kurs-Rallye auch im Jänner an allen relevanten Märkten eine Fortsetzung. Mit der am 31. Jänner getroffenen Entscheidung der Fed, die Zinsen bis auf weiteres auf dem bestehenden Level zu behalten, wurde eine überfällige Konsolidierung eingeleitet.

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