Erste Leitzins-Senkung in der Euro-Zone um 25 Basispunkte

Der Juni erbrachte an den amerikanischen Aktienmärkten äußerst positive Wertzuwächse, wobei es in erster Linie Tech-Titel waren, die im Fokus der Anleger gestanden sind. Folglich konnte der NASDAQ 100 mit einem Kursgewinn von über sechs Prozent auch das beste Ergebnis aller relevanten US-Indizes erzielen.  

Besonders groß zeigt sich dabei der Unterschied gegenüber dem Dow Jones-Index, der sich vorrangig aus soliden Value-Aktien zusammensetzt. Die Differenz beläuft sich hierbei für das abgelaufene Monat auf mehr als vier Prozent, was die seit Jahren andauernde Out-Performance von Tech- und Growth-Titeln gegenüber Substanzwerten auf einen neuen Höchststand hievt. Gründe für das gute Abschneiden der Aktien aus dem Technologie-Sektor sind der ungebrochene „Hype“ um das Thema Künstliche Intelligenz sowie die außergewöhnlichen Unternehmensergebnisse von Nvidia, die für allgemeines Erstaunen an den Märkten gesorgt haben. Mit einem Anstieg des Umsatzes um das Vierfache zum Vorjahres-Quartal und einer Steigerung des Gewinnes um das Siebenfache konnte Nvidia für das 1. Quartal 2024 mehr als beeindruckende Zahlen präsentieren. Dadurch erhöhte sich automatisch über die Kurssteigerungen der Börsenwert von Nvidia, weshalb das Unternehmen im Laufe des vergangenen Monats, zumindest kurzfristig, zur wertvollsten bzw. teuersten Aktiengesellschaft der Welt aufgestiegen ist. Anschließende Gewinnmitnahmen führten zwar wieder zu einer entsprechenden Reduktion des Börsenwertes, der per Ende Juni dann bei über drei Billionen US-Dollar lag. Damit befindet sich das Unternehmen in einer vergleichbaren Größenordnung wie Apple oder Microsoft.

In diesem Zusammenhang ist allerdings klar festzuhalten, dass das massive Interesse der Investoren an KI und im Speziellen an Nvidia zu einer extremen Bewertungsausweitung geführt hat. So beträgt das derzeitige Kurs-Gewinn-Verhältnis von Nvidia auf Basis der geschätzten Gewinne zum Monatsende 48, was selbst unter Analysten für gespaltene Ansichten über die weitere Entwicklung sorgt, da ungeachtet des langfristigen Zukunftspotenzials von KI bei solch außergewöhnlich hohen Niveaus jederzeit mit signifikanten Kursrücksetzern zu rechnen ist.

Im Vergleich dazu liegt das KGV für den gesamten US-Markt (z.B. S&P 500, MSCI USA) bei etwa 21, was zwar im historischen Durchschnitt als ambitioniert erscheint, aber durch die hohe Produktivität und die hervorragenden Umsatz- und Gewinnzahlen der Gesellschaften rechtfertigbar ist. Wichtiger als die Betrachtung einzelner „High Flyer“-Aktien ist jedoch der damit zusammenhängende und immer brisanter werdende Prozess der globalen Marktkonzentration. Gemeint ist diesbezüglich, dass einige wenige Konzerne immer markt- und börsenbestimmender werden.

Zur Verdeutlichung dieses Sachverhalts: Mittlerweile dominieren gerade mal sechs amerikanische Mega-Caps aus nur einer einzigen Branche de facto die gesamte globale Börsenkapitalisierung. Zieht man die Börsenwerte dieser „Tech-Giganten“ per Ende Juni heran, so verfügen die Unternehmen Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon, Meta und Alphabet über insgesamt 30 Prozent der US-Marktkapitalisierung und somit in Folge auch über 20 Prozent der globalen Kapitalisierung. Neben den unbestrittenen Zukunftsperspektiven dieser Unternehmen ist einer der maßgeblichen Gründe, die zur genannten Situation geführt haben, das enorme Wachstum passiver Investmentprodukte (Index-ETFs), wodurch sich über die Jahre quasi die „Rallye selbst genährt“ hat.

Weil nahezu alle wichtigen Indizes auf der Kapitalisierung basieren, führt jeder statische Investmentvorgang in Form einer bloßen Index-Nachbildung zu einem fortlaufenden Kursanstieg und in Verbindung mit Momentum- und Stil-Veranlagungen im Growth-Bereich zu sich verstärkenden Tendenzen. Daher verlieren zwangsläufig herkömmliche kapitalisierungsgewichtete Indizes wie der MSCI World, der gemäß seiner Konzeption ein Gesamtbild der globalen Aktienstruktur abzubilden hat, immer mehr an Relevanz für Vermögensverwaltungen, die eine breite und branchenübergreifende Diversifikation anstreben.

Im Sinne einer solchen hat der Konzentrationsprozess in der Zwischenzeit einen Grad erreicht, der mehr als kritisch zu hinterfragen ist. Dieses Thema ist auch schon seit einiger Zeit für viele Fondsgesellschaften und institutionelle Asset Manager unter dem Aspekt der Vermeidung von Klumpenrisiken von höchster Brisanz. Abgesehen davon kann aus fundamentaler Sicht gesagt werden, dass sich die Gewinnprognosen für den US-Markt im heurigen Jahr dank der guten Ergebnisse im 1. Quartal deutlich gesteigert haben. Unterstützend dazu gestaltet sich auch das gesamtwirtschaftliche Wachstum der USA, das laut neuester OECD-Schätzungen bei voraussichtlich 2,6 Prozent liegen wird. Mit einer Arbeitslosenrate von etwa vier Prozent dürfte auch der Arbeitsmarkt in bester Verfassung bleiben. Da die Inflation in den Staaten seit Monaten auf leicht erhöhtem Level stagniert, blieben im Juni die Leitzinsen durch das Federal Reserve unangetastet.

Aus heutiger Sicht verschiebt sich damit eine allfällige Leitzins-Senkung in den USA bestenfalls auf das Ende des Jahres, sofern heuer überhaupt noch mit einer solchen zu rechnen ist. Das Ziel der Fed ist somit eine allmähliche und geringfügige Abkühlung der Wirtschaftsaktivitäten bei weitgehendem Erhalt der Vollbeschäftigung, um dann im kommenden Jahr das angestrebte Inflations-Ziel von zwei Prozent zu erreichen. Für die Börsen gilt ab nun, dass reine „Zins-Spekulationen“ für den weiteren Marktverlauf bedeutungslos sind und nur mehr Fundamentaldaten eine Rolle spielen.

Erster Zins-Schritt der EZB

Mit vergleichsweise geringen 0,7 Prozent erscheint die erwartete Wirtschaftsaktivität der Euro-Zone für das heurige Jahr etwas ernüchternd. Zumindest wird für 2025 mit einer deutlich besseren konjunkturellen Entwicklung gerechnet. Im Zuge des derzeit schwachen Konjunkturbildes hat sich die Inflation in der Euro-Zone so weit zurückgebildet, dass es der EZB möglich wurde, im Juni erstmals nach zehn Zins-Schritten nach oben wieder eine geringfügige Senkung der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte vorzunehmen.

Dies wurde auch von den Ökonomen und Analysten erwartet und hatte daher keinen besonderen Einfluss auf die europäischen Börsen, die das ganze Monat im Zeichen eines möglichen Handelskonflikts mit China und den Ergebnissen der EU-Wahl in Frankreich standen. Ob es im Laufe des Jahres noch weitere Zins-Senkungen durch die EZB geben wird, lässt sich zurzeit noch nicht sagen. Auf alle Fälle dürfte sich das Ausmaß eventueller Schritte im marginalen Bereich bewegen

Aktienmärkte im Juni 2024

Im Gegensatz zu den US-Börsen, die allesamt positive Zahlen erbrachten, schnitten im Juni die Aktienmärkte in Europa aufgrund der genannten wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten leicht negativ ab.

In den USA waren, wie bereits erwähnt, vor allem die Tech-Werte die großen Profiteure der herrschenden KI-Euphorie, was den seit Jahren herrschenden Growth-Zyklus noch weiter befeuerte.

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