Starke Wirtschaftsdaten verschieben Zinswende in zweites Halbjahr

Auch im Februar verzeichneten die Aktienmärkte wieder neue Höchst-Stände, wobei es vor allem die Growth- und Tech-Werte waren, die im Fokus der Investoren standen und dadurch für die größten Kurszuwächse sorgten. Damit verlängerte sich die Börsen-Rallye, die im Oktober gestartet ist, um ein weiteres Monat. Allerdings verlagerte sich die Begründung für das Anlegerinteresse von der Hoffnung auf rasch sinkende Leitzinsen in Richtung der fundamentalen Rahmendaten der Unternehmen sowie auf das visionäre Potenzial von „künstlicher Intelligenz“.

Im Zuge der Februar-Avancen durchbrach zum Beispiel unter großer medialer Beachtung der amerikanische S&P 500-Index die wichtige 5.000-Punkte-Marke, was vor allem psychologische Auswirkungen hat. In ähnlicher Form und ähnlichem Ausmaß verlief auch der Kursanstieg in Europa und in Japan. Speziell das asiatische Inselreich wirkt angesichts der günstigen Bewertungen und verbesserter Transparenzregeln wieder attraktiv für ausländische Anleger.

So wurde quasi auch ein „Wunder“ wahr, als nach mehr als 34 Jahren der Leitindex Nikkei 225 sein am 29. Dezember 1989 erreichtes „All-time High“ mit Vehemenz übersprang. In den USA als wichtigstem Aktienmarkt bestimmen weiterhin die großen Mega-Caps das allgemeine Börsengeschehen, die momentan aufgrund des „KI-Hypes“ das „Rennen“ machen und folglich auch die größten Gewinne einfahren, zumal sie in dieser Hinsicht auch die umfangreichsten Investitionen tätigen und somit den maßgeblichen Grundstein für das kommende weltweite Gestaltungs- und Wachstumspotenzial von KI legen.

So erweitert oder ergänzt zum Beispiel Alphabet seine Suchmaschine Google um entsprechende Funktionen, während Meta sein KI-unterstütztes Anzeigengeschäft ausbaut und Apple für eine Vielzahl an KI-basierten Tools sorgt. Die wirkliche Bedeutung bzw. Tragweite von KI wird sich jedoch erst langfristig über die eintretenden Effizienzvorteile der Unternehmen zeigen. 

Leitzins-Entwicklung in den USA

In makro-ökonomischer Hinsicht ist für die US-Börsen anzumerken, dass der seit Monaten erhoffte Beginn der Leitzins-Senkungen noch länger auf sich warten lassen wird. Geraume Zeit gingen optimistische Analysen davon aus, dass bereits im März des heurigen Jahres erste Zinssenkungen vorgenommen werden, wobei für 2024 mit bis zu sechs Schritten gerechnet wurde.  

Dies wird allerdings angesichts der starken wirtschaftlichen Entwicklung in den USA mit einem soliden Arbeitsmarkt und der anhaltend positiven Konsumentenstimmung nicht in prognostizierter Weise eintreten, denn seit Monaten schon stagniert der angestrebte Disinflations-Prozess, womit sich der „Kampf“ gegen die Inflation noch um einiges verlängern wird. Die erste wichtige Phase war bekanntlich das Eindämmen des Inflations-Tempos durch massiv gestiegene Leitzinsen ab 2022, wodurch sich sehr rasch sinkende Teuerungsraten eingestellt haben.

Aber die zweite und damit letzte Phase wird normalerweise immer zur schwierigsten, bei der die bereits verringerte Inflation (derzeit etwa drei Prozent in den USA) auf den erwünschten Zielwert der Notenbanken von zwei Prozent gedrückt werden soll. Volkswirtschaftliche Studien haben in diesem Zusammenhang gezeigt, dass dafür oft ein recht „langer Atem“ erforderlich ist, weil es zu einem dauerhaften Durchbrechen der Inflationserwartungen kommen muss.

Inflation ist vielfach auch ein psychologisches Phänomen, das stark auf den Erwartungen hinsichtlich bevorstehender Preisanstiege basiert. Je präsenter das Inflationsgeschehen, umso aufmerksamer, sensibler und antizipativer reagieren die Marktteilnehmer und passen ihr eigenes Verhalten zum Beispiel in Form überhöhter Lohnforderungen oder vorausschauender Preiserhöhungen ihrer eigenen Güter und Dienstleistungen an. Erst wenn dieses verständliche, aber nachteilige Verhalten durch eine entsprechende Vertrauensbildung in die künftige Inflationsentwicklung nachhaltig gestoppt wird, kann sich auf der Zinsseite eine signifikante Reduktion ergeben.

Das bedeutet daher, dass wahrscheinlich noch für einige Monate oder gar Quartale das seit Juli 2023 herrschende Hochzins-Niveau beibehalten wird, was dazu führen kann, dass Investoren zu temporären Gewinnmitnahmen tendieren und so eine erhöhte Marktvolatilität auslösen. Gerade nach den massiven Anstiegen bestimmter Growth-Titel sind Konsolidierungen durchaus sinnvoll, denn zu hohe Bewertungen einzelner Segmente können auch den Gesamtmarkt bei überzogenen Korrekturen in Mitleidenschaft ziehen.

Mittlerweile hat die Rallye an den Börsen aber für eine deutliche Zunahme der Marktbreite geführt, was insofern wichtig ist, weil im Sinne eines „gesunden“ Börsenanstiegs alle Sektoren miteinbezogen sein sollten. Dabei gilt: Je größer die Marktbreite, umso solider ist der Börsenanstieg.
Das Wichtigste ist aber, wie anfangs schon angedeutet, dass nicht mehr die reinen Zinshoffnungen als Beweggründe für Aktienkäufe gelten, sondern vielmehr die positiven Real-Daten der Unternehmen. Nur mit einer solchen Betrachtungsweise der Investoren kann von einem fundamental unterstützten Marktaufschwung gesprochen werden.

Aktienmärkte im Februar 2024

Nach dem hervorragenden Aktienjahr 2023 und der erfreulichen Jänner-Performance fand die Kurs-Rallye im Februar ihre Fortsetzung.

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