Mag. Hannes Dolzer ist nicht nur Obmann der Fachgruppe der Finanzdienstleister der WK-Steiermark und der WK-Österreich, er ist auch einer der Top-Experten unserer Branche. Im spots-Talk erzählt er uns über die Aufgaben, die er als Obmann wahrnehmen muss, von seinen Wünschen und Zielen und er erklärt, worauf man bei einem Investment besonders achten muss.

Wer ist Hannes Dolzer?

Ich bin Obmann der Fachgruppe der Finanzdienstleister der WK-Steiermark und der WK-Österreich. Die Fachgruppe ist der internationale Vertreter der Berufsgruppen gewerbliche Vermögensberater, Wertpapiervermittler, Wertpapierunternehmen, Leasingunternehmen, Kreditauskunfteien, Pfandleiher, Versteigerer und Bausparvermittler.

Welche Aufgaben hat der Obmann des Fachverbandes der Finanzdienstleister?

Die Hauptaufgabe liegt darin,  mit den gesetzgebenden Organen in Kontakt zu stehen und darauf zu achten, dass neue Gesetze, welche o.a. Unternehmensgruppen betreffen, so gestaltet sind, dass die Unternehmen weiterhin sinnvoll Ihre Tätigkeit ausüben können. Es muss unbedingt vermieden werden, dass aufgrund von zu strengen oder umfangreichen Vorschriften die berufliche Tätigkeit praktisch verunmöglicht wird. Die Kommunikation mit der Gesetzgebung ist nicht nur auf Österreich begrenzt, sondern findet auch auf EU-Ebene statt. Eine weitere wesentliche Aufgabe besteht darin, unsere Mitglieder über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten und Rahmenbedingungen für deren fundierte Aus- und Weiterbildung zu schaffen.

Wie lange sind Sie in der Branche tätig und was hat Sie motiviert, diesen Weg einzuschlagen?

Ich bin selbständig seit 1999, habe vorher BWL studiert und bei einem Versicherer gearbeitet. Die Themen Geld und Finanzen haben mich immer fasziniert, im Alter von 18 Jahren begann ich erstmals in Aktien zu investieren – natürlich mit eigenem Geld. Damals habe ich meinen Traumjob als Wertpapierberater in einer Bank gesehen, durch das enge Korsett, dem man sich jedoch unterwerfen muss, war mir bald klar, dass ich – um mich verwirklichen zu können – weitere Schritte unternehmen muss.

Erzählen Sie uns von Ihren persönlichen Zielen und Projekten für die Zukunft?

Im Bereich der Finanzdienstleister liegt mir viel daran, bei der Gesetzgebung so mitwirken zu können, dass die Gesetze in den Betrieben auch gelebt werden können und es zu keiner Überregulierung kommt. Die gute Ausbildung meiner Berater(-kollegen) ist mir auch ein großes Anliegen. Vor allem dahingehend, dass jeder in der Lage ist, ein Produkt kritisch zu durchleuchten. Als Berater muss man sich natürlich auch der Verantwortung bewusst sein, die dieser Beruf mit sich bringt. Und ich möchte, dass unser Berufsfeld das Image erhält, das es auch verdient.

Wie sieht es Ihrer Meinung nach mit dem Finanzwissen der Österreicher aus? Sollte ihrer Meinung nach schon in der Schule angesetzt werden. Gibt es hier seitens der WKO Initiativen?

Ich muss ehrlich sagen, hier sieht es gar nicht gut aus. Ja, es sollte in der Schule angesetzt werden und ja, es gibt von unserer Seite in Kooperation mit dem Landesschulrat und der FH Joanneum dahingehende Initiativen. Wir stellen den Lehrkräften relevante Inhalte und vorbereitete Unterrichtseinheiten zur Verfügung, damit sie einzelne oder auch mehrere Stunden im Unterricht diesem wichtigen Thema widmen können. Mangelndes Finanzwissen birgt immer die Gefahr, viel Geld verlieren zu können.

Viele Menschen fehlen Zeit, Lust und oft auch das Wissen, sich mit dem Thema Finanzen bzw. Anlagethemen und -möglichkeiten tiefergehend auseinanderzusetzen. Auf was muss ich bei der Wahl „meines“ Vermögensberaters achten?

Eine Grundvoraussetzung liegt darin, dass zum Vermögensberater natürlich eine gewisse grundlegende Sympathie vorhanden sein muss. Als Kunde muss man das Gefühl haben, dass sich mein Ansprechpartner primär um meine Bedürfnisse und Anliegen kümmert – dies muss auch immer im Mittelpunkt des Gespräches stehen. Der wichtigste Aspekt liegt aber darin, dass mir der Vermögensberater mehrere Vorschläge unterbreitet und ich bei der Wahl mitentscheiden kann.

Die Zinsen sind niedrig wie noch nie, mit dem Sparbuch erzielt man nach Abzug der Inflation offensichtlich Verluste. Wie sollen Anleger in dieser Situation nun vorgehen?

Anleger sollten sich bewusst sein, dass konservative Anlageformen auf lange Sicht zu Verlusten in der  Kaufkraft führen. Man muss sich die Frage stellen, ob man das in Kauf nehmen möchte. Wenn die Antwort „nein“ lautet, muss ich mir eine Alternative ohne lebenslange Kapitalgarantie suchen, aber jeder verantwortungsvolle Vermögensberater macht die Kunden auf diese wichtigen Punkte aufmerksam.

Worauf muss ein Anleger bei Aktien im Besonderen achten? Inwieweit machen Musterportfolios langfristig Sinn?

Da Aktien immer Wertschwankungen unterliegen und nicht jeder über das nötige Wissen, das ein Investment in diesem Bereich erfordert, verfügt, ist es nicht ratsam, hier auf eigene Faust zu handeln. Ein guter Berater würde seinem Kunden wahrscheinlich Investmentfonds nahelegen. Ein Musterportfolio ist eine besonders sinnvolle Variante, da es über eine höhere Sicherheit als einzelne Aktien aufweist und sich somit für eine langfristigere Vorsorge besser eignet. Ich denke, ein Musterportfolio ist für 70 Prozent der Menschen eine gute Alternative. Jedenfalls sollte ein Profi mir hier bei der Auswahl zur Seite stehen und meine Bedürfnisse, Neigungen und Wünsche in seinem Angebot berücksichtigen. Aktien-Einzeltitel eignen sich für alle jene, die mit ihrem Geld spekulieren wollen und bereit sind, das damit verbundene Risiko einzugehen.

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klaus peternel