Das erste Halbjahr 2017 war für Kapitalmarktexperten ein sehr interessantes. Auf der einen Seite gab es enorm viele politische Risiken, welche sich negativ auf die Märkte auswirken hätten können. Wahlen in den Niederlanden und Frankreich, die chaotische Brexit-Debatte – und nicht zu vergessen der neue US Präsident, dessen Handlungen zugegebenermaßen schwer einschätzbar sind, erinnern wir uns doch an das Einschreiten im mittleren Osten oder die erhöhten Spannungen mit Nordkorea.
Normalerweise ist „Unsicherheit“ ein Gift für Kapitalmärkte. Investoren reduzieren in der Regel ihre Investments in Aktien und warten die Entwicklungen ab. Unternehmen investieren normalerweise weniger und bauen daher mehr Cash auf. Unsicherheit führt zu einem Anstieg der Volatilität (Schwankung) und daraus ergeben sich fallende Aktienkurse. Seit geraumer Zeit ist jedoch zu beobachten, dass trotz größer werdender Unsicherheit an den Märkten die Volatilität zurückgeht – und die Märkte steigen. Ein Grund könnte der wirtschaftliche Aufschwung und die damit verbundenen steigenden Unternehmensgewinne sein. Investoren nehmen daher politische Risiken eher in Kauf. All diesen Unsicherheiten zu trotz und den Bedenken einer Blase schafften es bekannte Börsenindizes wie der DAX, S&P 500 & MSCI World im ersten Halbjahr neue „All Time Highs“.
Zu Jahresbeginn wurde auch viel über das Comeback der Schwellenländer gesprochen. Das Comeback wurde bestätigt und so kletterte der Emerging Markets Fonds rund neun Prozent nach oben. Besonders überzeugt hatte im ersten Halbjahr Indien, ganz im Gegensatz zu Russland, welches einen durchschnittlichen Wertverlust von zwölf Prozent aufwies. Das zeigt erneut, dass eine breite Streuung für die Risikominimierung wichtig ist.
Rohstoffe:
Der Rohstoffmarkt hat sich in den ersten sechs Monaten des Jahres 2017 schwächer als der Gesamtmarkt entwickelt. Begründet wird das in erster Linie mit Unsicherheiten bezüglich der Abschwächung der Nachfrage in China. Auch die US-Rohstoff-Nachfrage liegt unter den Erwartungen zurück, hier geht es in erster Linie um Industriemetalle. Auch der Ölpreis gab im ersten Halbjahr um knapp 15,5 Prozent nach. Positiv entwickelt hat sich jedoch der Goldpreis. Der Gold-Fixing Kurs stieg im ersten Halbjahr 2017 um knapp acht Prozent.
Währungen:
Vorbei ist die Angst zur Zersplitterung der Gemeinschaftswährung. Das spiegelt sich auch im wiedererstarken des EUR/USD-Kurses wider, der in der ersten Jahreshälfte fast neun Prozent zulegen konnte. Gründe dafür liegen in der unter den Erwartungen liegender Konjunktur in den USA. Reformen innerhalb Europas werden vorangetrieben und Frankreichs neuer Präsident Macron hat ehrgeizige Ziele in den Bereichen Steuersenkungen und Arbeitsmarktreform.
Ausblick:
Betrachtet man die derzeitige Politik sowie die Sorgen über eine Wachstumsabkühlung in China, dürften Rohstoffe, wie Industriemetalle oder Öl, weiter niedrig bleiben. Im Bereich von Gold könnte ein schwächerer US-Dollar dem Goldpreis gut tun. Als Portfoliodiversifikation spielt Gold nach wie vor eine wichtige Rolle.
Nach einer guten ersten Jahreshälfte, dürften sich die globalen Wirtschaftsindikatoren, wie BIP und Arbeitslosenquote, etwas abschwächen. Langfristige Aussichten bleiben aber in Takt.
An den Kapitalmärkten kann es über die Sommermonate zu der ein oder anderen Kurskorrektur kommen. Diese sollte man mittelfristig aber eher als Einstiegsgelegenheit sehen.