Tech-Rallye erfordert Re-Balancing des NASDAQ 100

Die Erholung der Aktienmärkte, die im Oktober des letzten Jahres eingesetzt hat, konnte sich dank der massiv gefallenen US-Inflation auch im abgelaufenen Monat fortsetzen. Mit lediglich drei Prozent für Juni fiel dabei die allgemeine Teuerung in den Vereinigten Staaten auf den tiefsten Stand seit März 2021. Allein gegenüber dem Mai-Wert mit vier Prozent ist dies eine Verringerung innerhalb eines Monats um einen ganzen Prozentpunkt.

Diese deutliche Reduktion der Inflation ist das Ergebnis einer seit eineinhalb Jahren andauernden, konsequenten Geldpolitik, mit der es der US-Notenbank gelungen ist, die ausufernde Preisdynamik in relativ kurzer Zeit einzudämmen. Genauso schnell, wie die Inflation innerhalb weniger Quartale angestiegen ist, bildet sie sich jetzt wieder zurück. Mit dem per 26. Juli vorgenommenen elften Zinsschritt dürfte die Zinsstraffung somit ihr wahrscheinliches Ende gefunden haben. Zumindest ist aus heutiger Sicht davon auszugehen, dass der Höhepunkt defacto erreicht ist und weitere Anhebungen der Leitzinsen nur mehr im marginalen Bereich erfolgen sollten. Dies deshalb, weil auch die zumeist „hartnäckigere“ Kerninflation klar im Sinken begriffen ist.

Damit fällt für die internationalen Aktienmärkte die im Grunde größte Belastung weg, denn „Zinsängste“ sorgen seit jeher für Turbulenzen und Spannungen an den Börsen. Allerdings hat sich im Vergleich zu früher die Kommunikation der Notenbanken dahingehend geändert bzw. verbessert, dass im Rahmen der sogenannten „Forward Guidance“ neben den geldpolitischen Entscheidungen auch entsprechende Einschätzungen und Absichten mitgeteilt werden.

Mit diesen Maßnahmen sollen sich die Märkte besser auf die aktuelle Lage und künftige Szenarien einstellen. Es geht also um ein bedachteres Vorgehen, um Markterwartungen zu lenken und zu beeinflussen. Die Effizienz einer solchen Kommunikationspolitik hängt daher primär von richtigen Prognosen und glaubwürdigen, nachvollziehbaren Handlungen ab. Befeuert wurden die Aktienmärkte zuletzt aber nicht nur vom bevorstehenden Zins-Stopp, sondern auch von erfreulichen Unternehmensdaten. Die besser als erwartete Berichtssaison lieferte dazu die notwendigen Impulse, denn die meisten der im S&P 500 gelisteten Unternehmen konnten positivere Zahlen vorlegen, als von Analysten geschätzt.

Zusammen mit einem zunehmenden Konsumentenvertrauen und einem robusten Arbeitsmarkt auf Vollbeschäftigungs-Niveau haben sich die Sorgen vor einer Rezession spürbar abgeschwächt. Angesichts der verhältnismäßig langen und starken Kurserholung, die viele Ökonomen und Anleger überrascht hat, mahnen jedoch kritische Stimmen zur Vorsicht, da sich die Bewertungen in der Zwischenzeit nach oben verschoben haben.

Der S&P 500-Index weist aktuell ein KGV auf Basis der geschätzten Gewinne von über 20 auf, was zwangsläufig den Eindruck von „overvalued“ erweckt. In diesem Zusammenhang muss aber festgehalten werden, dass die bisherige Rallye vor allem von den als „Magnificent 7“ bezeichneten Top-Unternehmen des US-Marktes angeführt wurde (Apple, Amazon, Alphabet, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia, Tesla), deren außergewöhnlich hohe Marktkapitalisierung zur Verzerrung des Marktbildes geführt hat.

Durch deren enorm hohe Gewichtung in maßgeblichen Indizes entsteht automatisch diese im Grunde nicht korrekte Bewertungsdarstellung, denn die Konzentration auf einige wenige Titel bedeutet im Gegenzug, dass die restlichen Unternehmen in ihrer Wertentwicklung zumeist hinterherhinken und so nach wie vor eine faire Bewertung aufweisen. Genau das zeigt sich bei der Exklusion der Big Tech-Titel aus dem S&P 500 Index recht eindeutig. In diesem Fall beträgt die Marktbewertung nur mehr 16 bis 17, was dem historischen Durchschnitt entspricht.

In einem solchen Umfeld ist naturgemäß ein aktives Management mit gezielter Titelselektion von Qualitätsunternehmen und speziellen Index-ETFs gegenüber reinen indexorientierten Investmentstrategien, die stur nach Marktkapitalisierung vorgehen, von großem Vorteil, da auf diese Weise auch viele attraktive Werte ausgewählt werden können, die sonst nicht oder nur in geringem Maße im Portfolio Platz finden würden. 

Außerplanmäßiges Re-Balancing des NASDAQ 100
 
Genau diese „Überkonzentration“ der Technologietitel im Index hat den Börsenbetreiber dazu veranlasst, eine notwendige Anpassung durchzuführen. Eine solche außerplanmäßige Umgestaltung hat es bis dato nur zweimal in den Jahren 1998 und 2011 gegeben. Mit einer Gewichtung von mehr als 50 Prozent wurden diese Valoren im Laufe der Zeit so groß und damit quasi „Opfer ihres eigenen Erfolges“, dass eine sinnvolle Diversifikation über den Index nicht mehr möglich war.

Zudem verstoßen zu hohe Positionsgrößen in nur einigen wenigen Titeln auch gegen Regeln der Börsenaufsicht SEC. Mit der jetzigen Neugewichtung am 24. Juli wurde somit eine überfällig gewordene Normalisierung bzw. Begrenzung der größten Index-Positionen vorgenommen, um einerseits die Repräsentativität des Index als Marktinvestment zu erhalten und andererseits das zu fokussierte Risiko von indexorientierten Anlagen (Index-ETFs) am US-Markt zu verringern.

Kurzfristig kann sich damit ein gewisser Effekt auf die Kursentwicklung der betreffenden Aktien ergeben. Auf den Index selbst sollten die Re-Positionierungen der Index-Investoren keinen nennenswerten Einfluss haben.

 
Aktienmärkte im Juli
 
Profiteure der positiven Markstimmung waren auch diesmal wieder amerikanische Technologie-Titel, wobei die zunehmende Marktbreite auch Value-Titel erfasst hat, die heuer noch nicht so „gelaufen“ sind wie Growth- und Tech-Werte.

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